Der Beginn der Arbeiten für die Inneneinrichtung der Jahrhundertausstellung
kann auf den Juni 1905 angesetzt werden.
Die größte der drei Ausstellungsstätten, die Nationalgalerie, wurde für die
Jahrhundertausstellung in erheblichem Maße umgestaltet. Folgt man
Konrad Studt,
ging die Idee dazu von Hugo von Tschudi aus, denn der Plan ,, zur dekorativen
Ausgestaltung der Ausstellung war sein Werk.``
,, Peter Behrens
fiel die Aufgabe zu, durch den Einbau transportabler Wände Raum für Raum die
Nationalgalerie für das große Werk herzurichten.`` Wie bereits erwähnt, wurden dabei
alle drei Stockwerke einbezogen. Die transportablen Wände bezog man mit Stoff.
Hauptsächlich verwendete man weiß
, obwohl auch andere Farben
(gelb, grau) zur Anwendung kamen. Franz Dülberg gibt in seiner Publikation kurz darüber Bericht,
wenn er schreibt: ,, Provisorische leinende Wände, rauhflächig in hellen
matten Farben, bisweilen mit einfachen, vielleicht ein wenig kindlichen
Ornamenten des Peter Behrens geschmückt`` .
Die Umgestaltung durch
transportable Wände hatte jedoch nicht nur den Zweck einer neuen Dekoration,
sondern wurde auch ,, hergerichtet... , um möglichst viele Wandfläche zu
erzielen``
.
Wie diese Räume aussahen, kann nur noch sehr bedingt nachvollzogen werden,
da von
den Räumen der Ausstellung nur zwei Photographien vorhanden sind.
Die erste Photographie zeigt den Zustand eines Raumes mit der Dekoration
von Peter Behrens kurz vor oder nach der
Ausstellung.
Die zweite stammt
wahrscheinlich aus der Zeit zwischen Ende 1906 und 1911, da die
Kunstwerke auf der Photographie
in dieser Kombination auf der Ausstellung nicht zu sehen waren.
Die Wände in den einzelnen Räumen waren mit unterschiedlicher Dekoration
versehen. Die Decken der großen Räume wurden mit
Tüchern abgehangen. Zusammen mit der Wanddekoration wirkten die Räume
dadurch niedriger.
In der ersten Photographie, die einen Raum im ersten Geschoß zeigt, ist die Wand
im oberen Drittel mit einem breiten Dekorationsband gestaltet.
Die Farbkombination für dieses Stockwerk kann sehr genau bestimmt werden,
denn in einer Pressenotiz wird darüber Auskunft gegeben, ,, besonders
die Ausstattung des ersten Stockes in Weiß und Gold wirkt
schön ``.
Die Wände in diesem
Stockwerk waren demnach Weiß und mit goldfarbenen Verzierungen versehen.
Der untere Teil der Wand wurde nur an den Rändern
durch ein schmales Ornamentband akzentuiert. Dadurch entstand eine optische
Segmentierung der Wand. Das sich über der eigentlichen Hängefläche
befindende Ornamentband zeigt eine Gestaltung aus geometrischen Figuren wie
Rhomben, Ovalen oder Rechtecken. Durch die Tür ist eine auf den
nächstliegenden, kleineren Raum abgestimmte ähnliche Gestaltung zu erkennen.
Die zweite Photographie zeigt einen Raum im dritten Geschoß. Es ist eine
andere, sich auf einen älteren Formenkanon beziehende Verzierung zu sehen.
Türen und Pilaster werden deutlich betont. Man kann
annehmen, daß in jeweils einem Geschoß eine einheitliche Dekoration aller
Räumen
verwendet wurde. Mit letztendlicher Sicherheit ist dies jedoch nicht zu sagen.
Angelika Wesenberg betont in ihrem Aufsatz zur
Jahrhundertausstellung, daß
sich Behrens in seiner Arbeit zur Gestaltung der Ausstellung in seinem
Formenschatz auf das Gebäude einließ und dabei seine Prinzipien, die in
einem Aufsatz über Kompositionstapeten 1905 erschienen,
zur Anwendung brachte.
Fritz Hoebers Aussage, die vermutlich für diese Annahme als
Grundlage diente, betont jedoch eher, daß Behrens die Räume der
Nationalgalerie mit einer Dekoration ausstattete, die den eigentlichen
Bau vergessen lassen und Behrens damit eine moderne Ausstellungsgestaltung durchsetzt.
Wenn er
schreibt, daß ,,... auch gerade seine einfachen, linearen Friese der mit
Ovalen und Rhomben oder Sternkreise ausgefüllten Rechtecke so trefflich mit
dem etwas leeren Klassizismus Stracks [zusammengehen]...`` und
,,... diesem als
moderne Folie eine neue, kräftige Wirkung...``
verleihen, dann ist es das Moderne und nicht die
klassizistische Form, die er hervorhebt. In der Tat muß die Innendekoration, die einen
doch krassen Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild der Nationalgalerie
bildete, die eigentliche Innendekoration so außer Kraft gesetzt haben, daß
die Besucher schnell vergessen konnten, daß sie sich in der Nationalgalerie befanden.
Wenn man sich außerdem die zeitliche Einteilung der Ausstellung vor Augen
führt, die
ältesten Werke im oberen Geschoß und die jüngsten im unteren, kann man
eher zu der Überzeugung gelangen, daß sich Behrens mit seiner
Dekoration nicht auf den Bau der Nationalgalerie, sondern auf die Zeiträume
bezog, aus denen die in den jeweiligen Etagen
ausgestellten Werke stammen.
In der zeitgenössischen Presse und in der späteren Literatur zum Werk von Peter Behrens
ging man unterschiedlich auf die
Gestaltung ein. Es gab sowohl Stimmen der Ablehnung, als auch der
Zustimmung.
Eine Äußerung von Peter Behrens selbst zu dieser Arbeit konnte nicht gefunden
werden. Fritz Hoeber bezeichnet diese Arbeit als ,, reine Aufgabe der
Flächenrhythmisierung... die Behrens im Auftrage Tschudis in einer zugleich
persönlichen und doch künstlerisch zurückhaltenden Weise sehr geschmackvoll
durchführte.``
Emil Heilbut äußerte sich vielleicht etwas ungerecht: ,, In den grossen Räumen wirkt sein Stil nicht
angemessen, vielmehr wunderlich und spielerisch ... Verfehlt ist leider sein
Verfahren im Erdgeschoss: wie kann er notorische Formen der Gartenarchitektur
in einem geschlossenen Raum, im Zimmer benutzen! Diese Form im geschlossenen
Raum ist so taktlos, als wenn er Palastfenster in einer Gartenlaube
anwendete!``
Die Struktur der Ausstellung
in der Nationalgalerie stellte ein relativ
komplexes Gefüge von zeitlicher, örtlicher und schulischer Ordnung dar.
Grundsätzlich kann man eine zeitliche Anordnung von oben nach unten
wahrnehmen. Der Besucher begann seinen Rundgang im 3. Geschoß und endete bei den
moderneren Malern im
1. Geschoß. Diese zeitliche Ordnung resultierte aus der
Gruppierung der verschiedenen Künstler nach den Hauptwirkungsstätten. Dies
überschnitt sich teilweise mit der Einteilung nach Schulen. So wurde
beispielsweise die Düsseldorfer Malerschule örtlich Düsseldorf zugeordnet,
jedoch ihr schulhafter Charakter betont. Dagegen wurde Frankfurt am Main nur
als Wirkungsort verschiedener Künstlerpersönlichkeiten ohne schulbildenden Charakter
gezeigt. Hinzu kam außerdem, daß einzelnen herausragenden Künstlern wie
Adolph von Menzel,
Arnold Böcklin, Anselm
Feuerbach oder dem erstmals so
umfangreich gezeigte Ferdinand von Rayski eigene Räume zugestanden wurden, die
nur ihre Arbeiten zeigten und den Charakter von Einzelausstellungen trugen.
Die Fülle der ausgestellten Werke wurde teilweise erst Jahre oder Jahrzehnte
später wieder erreicht und oft wurde bei diesen Ausstellungen auf die
Präsentation der Künstler in der Jahrhundertausstellung
hingewiesen. Ursprünglich war eine rein
zeitliche Ordnung
vorgesehen, die durch einen Vorschlag Lichtwarks zugusten einer örtlichen
Ordnung aufgegeben wurde. ,, Tschudi und Seidlitz hatten Anfangs den Plan,
die Anordnung zeitlich zu begründen, erst alle Bilder von 1800-1820, dann die
von 1829-1840 zusammenzuhängen und so weiter. Doch haben sie schließlich
meinem Vorschlag einer örtlichen Gruppierung zugestimmt.``
Insgesamt wurden 47 Räume genutzt, wobei teilweise
durch Einbauten größere Säle in kleinere Abteilungen unterteilt worden
sind.
Das Treppenhaus wurde als Ausstellungsraum mitbenutzt.
Das 3. Geschoß war hauptsächlich den Orten Wien, Hamburg, den Künstlern die
in Rom wirkten und den Nazarenern gewidmet.
Der Raum 1 zeigte Bildnisse des
18. und frühen 19. Jahrhunderts. Die den Raum beherrschende Persönlichkeit war
Anton Graff, der mit 12 Gemälden vertreten war, darunter sein ,, Weibliches
Bildnis``
aus der Nationalgalerie Berlin. An den Wänden verteilt standen
Mamorbüsten von
Jean Pierre Antoine Taessert (Immanuel Kant) und Johann Gottfried Schadow
(Johann Wolfgang von Goethe). In der Mitte des Raumes war das Modell zum
Denkmal Friedrichs des Großen von Taessert aufgestellt. Rechts und
links davon standen die Originalmodelle zu Denkmälern für Blücher und Ziethen
von Schadow.
Schadow, der in der Jahrhundertausstellung mit 33 Skulpturen der am stärksten
vertretene Bildhauer war, erfuhr in der Zeit ab 1890 erneute Wertschätzung durch
einzelne Museumsleute. Lichtwark und von Tschudi
sahen in ihm einen ,, mittelbaren
Einfluß``
auf die modernen Bildhauer wie Louis Tuaillon oder Adolf von Hildebrand. Obwohl
ursprünglich keine Plastik gezeigt werden sollte, war man sich einig, daß
in Deutschland die Plastik ihrer Qualität wegen aufgenommen werden müsse und
das ,, Schadow eine zentrale Rolle einnehmen wird``
, da
die Veranstalter vor allem die trotz seines Klassizismus vorhandene lebhaftere
Oberfläche schätzten. Johann Gottfried Schadow war für von Tschudi und Lichtwark auf dem Gebiet der
Plastik das, was Caspar David Friedrich auf dem Gebiet der Malerei war: Eine
Künstlerpersönlichkeit, die es wieder in das Licht zu rücken galt, daß
ihr in ihren Augen zustand.
Der Raum 2 vereinigte vor allem die Kunstwerke, die sich noch heute dort
befinden, die Fresken der Casa Bartholdy. Der glückliche Umstand, daß sich dieses
Hauptwerk der Nazarener bereits in Berlin befand, machte es
möglich, diese
Strömung der deutschen Malerei mit einem repräsentativen Werk zur Ausstellung
zu bringen. Zwei Werke von Peter
Cornelius in diesem Raum waren die Fresken ,, Joseph deutet die Träume
Pharaos`` und
,, Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen``. Von
Johann Friedrich Overbeck kam
das Fresko ,, Die sieben mageren Jahre``
hinzu. Overbeck sprach man innerhalb der Bewegung der
Nazarener eine wesentlich größere Bedeutung zu, als Peter Cornelius.
Allein in diesem Raum
befanden sich vierzehn seiner Arbeiten. Im Durchgang zum Raum 4 hing ein weiteres
Werk von ihm. Raum 4 zeigte hauptsächlich Arbeiten von Malern, die in Rom
gewirkt hatten. Joseph Anton Koch als Mittelpunkt der deutschen Kolonie in Rom
wurde seiner Bedeutung entsprechend am stärksten präsentiert. Alle sechszehn
von Koch zur Ausstellung gebrachten Werke
hingen hier. Aus der Kunsthalle in Karlsruhe war seine ,, Landschaft mit
Regenbogen``
aufgehangen. Eigenartigerweise wurden Joseph Anton Koch fünf Werke von
Julius Hübner
in diesem Raum zugeordnet. Hübner hielt sich zwar kurzzeitig 1829 in Italien
auf, ist aber eigentlich seiner Malerei nach der Düsseldorfer Malerschule
zuzuordnen. Sein Gemälde ,, Brustbild der drei Maler Lessing, Sohn und
Hildebrandt``
entstand 1839, kurz bevor Hübner
Düsseldorf verließ und stellt einen Höhepunkt der Düsseldorfer
Porträtmalerei dar. Weshalb Hübner hier hing, ist nicht genau
nachzuvollziehen, zumal er in den Räumen, die die Düsseldorfer Malerschule
zur Anschauung brachten, überhaupt nicht vertreten war. In der Mitte des
Raumes stand dazu die von Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1845 für Schloß Sanssouci
erworbene Bronzestatuette ,, Friedrich der II. mit Windspielen``
von Johann Gottfried
Schadow .
Der nächste Raum war vor allem den Bildern
Friedrich Wasmanns gewidmet, der
eine der Neuentdeckungen der Jahrhundertausstellungen darstellte.
Die ausgestellten Bilder kamen aus dem Besitz der Hamburger Kunsthalle und des
Kunsthistorikers Bernt Grönvolt ,
der sich seit Jahren mit Wasmann befaßte und 1915
ein erstes Buch über den Künstler herausgebrachte.
Betrat man den Raum, so befanden sich auf der linken Seite Gemälde von
Ludwig Richter und
Franz Catel. Rechts befanden sich vom Eingang aus vorn Werke von
Ferdinand von Olivier
und Martin Rhoden. Im Mittelteil folgten dann die
kleinformatigen Bilder Wasmanns.
Die nächsten Räume galten hauptsächlich den
Hamburger Künstlern, allen voran Philipp
Otto Runge und Julius Oldach
im Saal 6. Lichtwark, der sich seit geraumer Zeit bemühte, die
Hamburger Malerei des 19. Jahrhunderts in ihrer Bedeutung hervorzuheben, war ein
Protagonist der Kunst Runges. ,, Zu allgemeiner Wertschätzung ist
Runge
erst dank Alfred Lichtwarks Bemühungen in diesem Jahrhundert
gelangt.`` , so Helmut Börsch-Supan. Obwohl Lichtwark nicht direkt mit der letztendlichen Auswahl der Werke
in Hamburg betraut war, dürfte er die wesentlichen Vorarbeiten dazu geleistet
haben, daß Runge immerhin mit dreizehn Werken vertreten war. Darunter befanden sich
rechts neben der Eingangstür ,, Der Morgen``
und an der
rechten Wand seine heute bekanntesten Bilder ,, Eltern der
Künstlers``
und ,, Kinder im Garten``
. An
der linken Wand fanden hauptsächlich die Werke der Landschaftsmaler
Hermann Kauffmann,
Christian Morgenstern und Valenthin Ruths
und fünf weitere Werke Wasmanns ihren
Platz. Der kleine Raum 7 setzte die Hamburger Malerei mit zahlreichen
Künstlern, die größtenteils nur durch ein oder zwei Bilder vertreten
waren, fort. Herauszuheben wäre hier nur
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein mit
sechs Gemälden. Raum 8 zeigte nochmals Friedrich Wasmann, Valentin Ruths und
Christian Morgenstern. Mit vierzehn Gemälden bekam man einen Überblick über das
Schaffen des 1879 verstorbenen Eduard Meyerheim, der
ursprünglich Architekturmaler war
- man denke hier an die zusammen mit dem Architekten Heinrich Strack 1833
herausgegebenen ,,
Architektonische Denkmäler der Altmark Brandenburg`` - dessen eigentliche
Bedeutung aber auf dem Gebiet des Genre lag.
Mit dem Raum 9 wandte man sich dem künstlerischen
Zentrum Wien
zu. Dieser Raum wurde von dreißig Bildern kleineren und mittleren Formats
August von
Pettenkofens fast völlig eingenommen. Der größte Teil der von ihm
ausgestellten Bilder kam aus Wiener Besitz, beispielsweise ,, Hütte
mit Gespann in Slavonien``. Raum 10 und 11 waren weiter der Kunst Wiens gewidmet.
Raum 11 kann
man fast als eine Personalausstellung des Wieners Georg Friedrich Waldmüller
betrachten. 36 zum Teil großformatige Werke gaben einen Einblick in sein
Schaffen zwischen den Jahren 1831 und 1863. Es handelte sich dabei um Bildnisse
und Landschaften, die aus der Hamburger Kunsthalle, der Modernen Galerie Wien
und der Nationalgalerie in Berlin entliehen wurden. Die Bilder hingen von der
Eingangstür aus gesehen an der gesamten rechten Wand und der sich anschließenden
Schmalwand. Aus der Nationalgalerie sah man das ovale ,, Bildnis seiner
Tante``
und das großformatige Bild ,, Mutter und Kind``
. An der Schmalwand hing aus Hamburg das
,, Kniestück eines Mädchens und eines Jungen``
. Ein Beispiel der Landschaftsmalerei von
Waldmüller war
das Bild ,, Hütteneckalm bei Ischl``
. Der Gang 12 setzte nochmals Wien als Mittelpunkt,
wobei hier vor allem die frühe Wiener Malerei ausgestellt war. Gleich rechts
von der Eingangstür sah man Heinrich Fügers ,,
Selbstbildnis``
, gefolgt von den Werken
des Bildnismalers Ferdinand Martin Quandal.
Hinzu kamen zwei große
Landschaften des Wieners
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld aus dem Besitz
der Wiener Akademie und der Wiener Modernen Galerie, zwei späte Ferdinand Waldmüller
und Bilder Joseph Ritter von Führichs
und Joseph Dannhausers .
Der Raum 13 stellte den Abschluß des obersten Geschosses dar und konzentrierte
sich auf die aus dem früheren 19. Jahrhundert stammenden Bildnisse und
Landschaften Gottlieb Schicks . Darunter war das bekannte Gemälde ,,
Adelheid und Gabriele von Humboldt als Kinder``, welchem so große Bedeutung
beigemessen wurde, daß es immerhin zwischen Vorsatzpapier und Titelblatt des
ersten Bandes des Prachtkatalogs
als
farbiges Mezzotinto eingefügt wurde. Außerdem
kam Schicks ,, Apoll unter Hirten``
dazu. In der Mitte des Raumes stand die
aus Besitz der Nationalgalerie stammende Skulptur ,, Ruhendes
Mädchen``
von Johann Gottfried Schadow .
Man trat nun durch einen schmalen Gang
wieder hinaus in das Treppenhaus. An den Wänden zum zweiten Geschoß sah man die
ersten der zahlreichen auf der Jahrhundertausstellung gezeigten Werke von
Anselm Feuerbach . Hier konnte man auch das
in seinen Maßen wahrhaft gigantische Werk
Hans
Makarts ,, Venedig huldigt der Katharina Cornaro``
sehen, welches höchstwahrscheinlich wegen seiner Maße an der
Stelle hing, die heute von Anselm Feuerbachs ,, Gastmahl des
Platon``
eingenommen wird und eines der beiden von diesem Künstler ausgestellten Bilder war.
In den mit 15
bezeichneten Räumen zeigte man Bilder von Franz Krüger
und Johann Baptist Lampi d.J.,
wobei es wahrscheinlich die Bilder Krügers gewesen sind, die durch ihre
Qualität hervortraten. Ging man nun in den kleinen Kuppelsaal (16) rechts, so
wird der Blick auf das hier in der Mitte des
Raumes plazierte Hauptwerk
Johann Gottfried Schadows ,, Doppelstandbild der
Kronprinzessin Luise und der Prinzessin Friederike von
Preußen`` gefallen sein. Umgeben war die Skulptur von den Bildern Franz
Xaver Winterhalters ,
der heute als einer der glänzendsten Porträtmaler des
frühen 19. Jahrhunderts bekannt ist.
Man kam nun in den 1. Cornelius-Saal. Dieser sich
über zwei Stockwerke
erstreckende Saal war der Münchner Malerei vorbehalten. Die Ausstellungsmacher
zeigten hier Werke dieses
Zentrums über den gesamten Zeitraum, den die Ausstellung präsentieren sollte.
Man muß sich verdeutlichen, daß allein in diesem Saal, der auch der größte
überhaupt in der Nationalgalerie war, 103 Gemälde von zum Teil erheblichen
Ausmaßen hingen. Das ist eine Größenordnung, die heute allein ausreichen würde eine
Ausstellung zu diesem Thema zu füllen.
Die rechte Wand wurde von sechszehn Gemälden Wilhelm von Kobells
eingenommen. Darunter befanden sich drei etwa gleichgroße Schlachtenbilder
,, Treffen bei Bar sur Aube 1814``, ,, Belagerung von
Kosel``
und ,, Angriff der
Russen bei Poplawei``
. Die Namen der anderen in diesem Saal
vertretenen Maler lesen sich noch heute wie ein repräsentativer Gang durch die
Münchner Kunst dieser Epoche: Zu nennen sind hier
Karl Buchholz, Heinrich
Bürkel, Wilhelm Kaulbach,
Johann Jacob Dorner,
Adolf Lier, Hans Makart,
Michael Neher oder
Ferdinand von Rayski.
Ähnlich verhielt es sich im etwas kleineren
2. Cornelius-Saal, der der Berliner Malerei gewidmet war. Hier konnte man 81
Gemälde sehen. Künstler wie Adolph von Menzel ,
Franz Krüger oder Friedrich
Schinkel stellten die Höhepunkte dar. Adolph von Menzel,
ein Jahr zuvor gestorben, hatte
1905 die bis heute größte Ausstellung seiner Werke mit mehreren tausend Exponaten.
Die Jahrhundertausstellung zeigte in ihren Räumen nochmals ein Extrakt dieses
riesigen Unternehmens und unterstrich damit abermals die Bedeutung von Menzels
für die deutsche Kunst. Im 2. Cornelius-Saal hingen die beiden für die
unterschiedlichen Seiten seines Schaffens repräsentativen Werke ,, Das
Flötenkonzert`` und das ,, Eisenwalzwerk``
. Dem Eingang gegenüber, am Ende
der Sichtachse die sich vom Eingang des Kuppelsaales her erschloss und damit
auf einem prädestinierten Platz, hingen einige seine friderizianischen Bilder.
Das
,, Eisenwalzwerk`` befand sich an der rechten Wand. Über die linke Wand
verteilt stachen die beidem Werke Franz Krügers
,, Parade auf dem Opernhausplatz``
und ,, Parade in Potsdam``
sicher durch ihre Größe hervor. Beide Bilder
wurden eigens für
diese Ausstellung aus dem Winterpalais in St. Petersburg herbeigeschafft.
Damit war Krüger ähnlich wie von Menzel durch zwei Hauptwerke vertreten.
Im Saal befanden sich außerdem zwei das Berliner Schloß zeigende Werke
Eduard Gärtners , zwei frühe Werke
Karl Friedrich Schinkels und zwei Gemälde
Anton von Werners .
Den beiden bedeutenden Berliner Malern
Adolph von Menzel und Franz Krüger
wurde noch ein einzelner Raum (17) zugedacht, der gleichzeitig den Anfang des
äußeren Rundgangs im 1. Obergeschoß bildete. Menzel war hier mit neunzehn und
Krüger mit dreizehn Bildern zur Anschauung gebracht. Die linke Wand wurde von den
Bildern Menzels eingenommen, darunter das ,, Balkonzimmer``,
das aus der Hamburger Kunsthalle herbeigebrachte Bild ,, Aufbahrung der
Märzgefallenden``
und die aus gleicher Quelle stammende ,,
Atelierwand``
.
Dem Fenster gegenüber setzten sich seine Werke mit der
,, Familiengruppe bei Lampenlicht``
fort. An der Wand rechts neben dem Durchgang zu Raum 18 wurden die Bilder
Franz Krügers präsentiert. Der sich nun anschließende
lange schmale Gang
(18) leitete auf die Düsseldorfer
Malerschule über, deren Repräsentanten in den folgenden drei Räumen
zusammengefaßt waren. In Raum 18 selbst überwog an der Fensterseite
mit Carl Steffeck , Franz Skarbina
oder Karl Gussow noch die Berliner
Malerei. Wie bereits auf Seite
erwähnt, wurde
Julius Hübner nicht im Zusammenhang mit der Düsseldorfer Malerschule,
sondern zusammen mit Joseph Anton
Koch in Raum 5 gezeigt. Rechts begann die Wand mit einem ,,
Damenbildnis``
von Emanuel Leutze. Es
folgten Werke Andreas Achenbachs . Im Raum 19 überwogen die Bilder von Ludwig Knaus.
Knaus als ein Hauptvertreter der Düsseldorfer Malerschule, der an der
Düsseldorfer Akademie studiert hatte und einige Jahre in dieser
Stadt wohnte, war mit elf Gemälden, vor allem Bildnisse, präsent. An der Wand
gegenüber dem Eingang hing sein ,, Hessisches
Leichenbegräbnis``
,
außerdem das ,, Damebrettspiel``
. Zu den Bildern von Ludwig
Knaus wurden Gemälde der Düsseldorfer Benjamin
Vautier und Eduard von Gebhardt geordnet.
Raum 20 zeigte mit Andreas Achenbach und
Johann Peter
Hasenclever zwei weitere wichtige Vertreter dieses künstlerischen Zentrums und beendete
zugleich die Darstellung der Düsseldorfer Malerschule. ,, Das
Lesekabinett``
von Hasenclever wurde ebenso gezeigt wie fünf
Gemälde Andreas Achenbachs
aus der Zeit zwischen 1830 und 1865.
In Raum 21 ging man zur Dresdner Kunst über und näherte
sich Caspar David Friedrich, der die
Wiederentdeckung der Ausstellung war. Hier waren zunächst zwanzig Bilder des Malers
Johan Christian Clausen Dahl
ausgestellt, die
fast alle aus der Nationalgalerie Kristiania kamen und die Jahre zwischen 1814
und 1835 abdeckten. Raum 22 zeigte achtzehn Gemälde Friedrichs. Hinzu kamen noch
sieben Gemälde Georg Friedrich Kerstings .
Raum 23 zeigte nochmals vierzehn Gemälde
Friedrichs und dazu neun Gemälde Johan Christian Clausen
Dahls. Damit wurde in drei Räumen Dresden als
eines der qualitativ hochstehendsten Kunstzentren Deutschlands im 19. Jahrhundert
hervorgehoben. Von Friedrich waren nahezu alle bekannten Werke ausgestellt.
Darunter waren ,, Kreuz im Gebirge``
, ,, Verunglückte
Hoffnung im Eise``
oder aus Berlin der ,, Mönch am Meer``
. Man
kann davon ausgehen, daß nicht nur die Kritiker Caspar David Friedrich als
einen der Höhepunkte betrachteten, was sich in zahlreichen Rezensionen
zeigt,
sondern daß auch die Veranstalter in ihm einen der bedeutendsten Maler
Deutschlands im 19. Jahrhundert sahen.
Raum 24 und 25 waren den Künstlern Karl Blechen und
Carl Spitzweg
gewidmet und bildeten damit eine Ergänzung zu den beiden Cornelius-Sälen.
Die Nationalgalerie besaß bereits 1906 zahlreiche Gemälde Blechens,
die vor allem durch den umfangreichen Ankauf aus der Sammlung Brose
1891
in die Sammlung kamen. Bisher eher wenig beachtet, wurde er mit 35 Gemälden
gezeigt. Dies hatte nachhaltige Wirkung auf die Bewertung seines Schaffens.
Die Literatur zu Blechen setzte verstärkt kurz nach 1906 ein. Man rückte ihn in die Nähe
der französischen Malerei seiner Zeit, zu einem Maler wie Camille Corot oder die Schule von
Barbizon. Karl Scheffler schrieb 1927 über ihn: ,, Er ist, was Corot von
sich sagte: eine Lerche und singt seine Lieder über dem märkischen Sande,
seine Kunst ist in ihren besten Teilen wie ein holdes Wunder`` .
Carl Spitzweg als Vertreter der
Malerei des Münchener Biedermeiers konnte mit 42 Werken gezeigt werden.
Spitzweg war bis zu diesem Zeitpunkt eher wegen der humoristischen Note in
seinen Bildern bekannt. Indem man ihn innerhalb dieser Ausstellung so
reichhaltig zeigte, verschob sich die Bewertung seiner Werke weg vom
Inhaltlichen, hin zum formalen Aspekt. Es war jetzt nicht mehr unbedingt
der Humor seiner Bilder, der beachtet wurde, sondern die malerische Qualität.
Die Räume in der Apsis klangen
mit weiterer Berliner und Münchner Malerei aus. Karl Friedrich Hausmann
stellte
mit elf Gemälden den größten Teil. Weitere Maler waren Franz Dreber
oder der mit dem Bild ,, Taormina mit
dem Äetna``
vertretene
Carl Rottmann . Die Frankfurter Landschaftsmalerei,
vor allem mit Gemälden Anton
Burgers wurden in Raum 28 und 29 gezeigt. Burger, in Raum 28 mit vierzehn Werken
vertreten, benutzte einen freieren Pinselduktus und wählte den reinen
Naturausschnitt als Bildmotiv. Damit gab er der Landschaftsmalerei, sicher
beeinflußt durch die Schule von Barbizon, neue Impulse und wurde als einer der
Hauptvertreter dieser die Form mehr in den Vordergrund rückenden Malschule
umfangreich gezeigt. Von den Werken, die in der Ausstellung zu sehen waren,
wäre beispielsweise die
,, Judengasse in Frankfurt am Main``
nennen.
Eine weiteres für die Landschaftsmalerei wichtiges Zentrum
war Weimar. Der aus diesem Umkreis hervorgegangene
Karl Buchholz
wurde in Raum 30 mit neun Bildern gezeigt. Die für Weimar so wichtige 1858
gegründete Kunstschule war mit Werken von
Stanislaus Graf von Kalckreuth,
Theodor Hagen ,
Friedrich Preller d.Ä. oder Hans Peter Feddersen
vertreten.
Raum 31 war ganz von den Werken Moritz von Schwinds
geprägt. Da in seinem Fall
nochmals die bayrisch-preußischen Beziehungen eine Rolle spielten, sei an dieser
Stelle ein kleiner Exkurs erlaubt. Auf der Jahrhundertausstellung wurden
keine Werke von Schwinds aus der Schack-Galerie München gezeigt. Wilhelm II.
lehnte
eine Verleihung von Werken aus dieser Sammlung grundsätzlich ab.
Von Schack hatte
dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Wilhelm II. ,
angetragen, ihm
seine Sammlung zu hinterlassen. Im Gegenzug verlieh Wilhelm I.
ihm 1877 die
Grafenwürde.
Als von Schack 1894 starb überlegte Wilhelm II, ob er die Sammlung
nach Preußen überführen lassen sollte, entschied sich jedoch, sie an alter
Stelle zu belassen. Graf von Eulenberg wies ihn bereits bei Annahme der
Galerie darauf hin, daß eine Verbringung der Galerie an einen anderen Ort
zu einem politischen Eklat mit Bayern führen könne, da bereits die Übereignung
an Preußen zu starkem Unmut geführt hatte.
Man war in Bayern der Meinung,
daß Preußen Schack mit der Verleihung der Grafenwürde ködern wollte, um in
den Besitz einer so wichtigen Sammlung zu gelangen. Um eventuelle Eskalationen
zu vermeiden, wurden aus der Sammlung keine Werke verliehen.
Dadurch konnten wichtige Gemälde Moritz von Schwinds auf der
Jahrhundertausstellung nicht gezeigt werden.
Aus dem gleichen Grunde ergaben sich ähnliche Lücken auch bei
Hans von Marées.
Trat man in den Raum, so fiel der Blick auf eines seiner Hauptwerke ,,
Aschenbrödel``
aus den Jahren 1852-54. ,, Schwind erweitert das Märchen vom Aschenbrödel
zu einer Parabel über Hindernisse der Liebe, indem er in die breiten Seiten-
und Zwischenstreifen zwei weitere Bildergeschichten einfügte, oben als
kleine Rechtecke das antike Märchen von Armor und Psyche ... und unten
als Rundbilder das Grimmsche Märchen , Dornröschen` `` .
Hinzu kamen sechszehn meist kleinformatige Werke. Ebenfalls im gleichen Raum
wurden alle sechs in der Ausstellung gehangenen Gemälde
Alfred Rethels gezeigt, darunter gegenüber
dem Fenster ,, Der heilige Martin mit dem Bettler`` .
Damit war der Rundgang im 2. Geschoß beendet. Seitlich der Treppe zum
Erdgeschoß hingen sechs Gemälde Anselm Feuerbachs. Mit dem ,,
Gastmahl des Plato`` und der ,, Amazonenschlacht``
waren zwei seiner monumentalen Gemälde zu sehen.
Noch immer im Treppenhaus befanden sich auch in dem mit Raum 33 bezeichneten
Abschnitt zwei große Gemälde Franz Krügers. Dabei handelt es sich zum einen
um die zehn Jahre nach der für Großfürst Nicolaus 1839 gemalten Fassung der
,, Parade auf dem Opernplatz``
und dem auch aus dem Berliner Schloß
ausgeliehenen Gemälde ,, Huldigung vor Friedrich Wilhelm IV.``
. Dazu kamen in einer Glasvitrine Terrakotten und Wachsmodelle von
Johann Gottfried Schadow,
Christian Daniel Rauch,
Gustav Blaeser und
Jean Pierre Antoine Taessert.
Der Besucher ging nun in den quergelagerten Saal (Raum 34), der heute die
klassizistische Plastik beherbergt. Die im Treppenhaus begonnene Reihe
der Gemälde Feuerbachs wurde hier mit fünfzehn
Werken fortgesetzt, darunter sein
letztes Bild ,, Konzert`` aus dem Jahre 1878. An den Wänden standen
Marmorbüsten von Reinhold Begas,
Friedrich Drake, Adolf von Hildebrand
und
Theodor Kalide. Der nächste Raum (35) bildete mit 36 weiteren Stücken
Anselm Feuerbachs einen Höhepunkt in dieser Etage. Zahlreiche Bildnisse mittleren
Formats sowie eine ,, Skizze zur Amazonenschlacht``
und seine
,, Maria mit dem Kinde``
, die sogenannte Dresdner Madonna, waren
zu sehen. Zusammen mit den in den zwei folgenden Räumen gezeigten weiteren
neun Werken
Feuerbachs ,,... dessen Lebenswerk bis auf wenige Ausnahmen auf
der Ausstellung vereinigt...``
war, kann man ihn als einen der am umfangreichsten
präsentierten Künstler bezeichnen. Eine ,, Marmorbüste von Marées``
von Karl Begas
leitete auf den Raum 36 über, der dem Maler
Hans von Marées gewidmet war. Mit 27 Bildern, zumeist aus dem Besitz des
Bildhauers Adolf von Hildebrands, konnte man einen guten Einblick in dessen Werk
bekommen. Aus der Kunsthalle Bremen hatte man sein aus den Jahren 1872-77
stammendes ,, Selbstbildnis``
ausgeliehen. Außerdem war das Doppelbildnis ,, Marées
und Lenbach``
zu sehen.
Im Durchgang zu Raum 38 mit den Werken Max Liebermanns
hingen die letzten vier Gemälde Anselm Feuerbachs.
Max Liebermann war einer der wenigen noch lebenden
Maler, der im Rahmen dieser
Ausstellung gewürdigt wurde. Durch seine Beziehung zur Berliner Sezession und
zu den Ausstellungsmachern stellte er innerhalb der Exposition eine Ausnahme dar.
Die sonst streng befolgte Regel, nur Werke bis 1875 auszustellen wurde für
das in diesem Raum ausgestellte Bild ,, Konservenmacherinnen``
gebrochen.
Allein durch die Tatsache, daß er überhaupt
präsent war, noch dazu durch zwanzig Werke, machte man ihn zu einem Hauptvertreter
der jüngeren Kunstentwicklung. Ihm wurde innerhalb der neu bewerteten
deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts eine hohe Bedeutung beigemessen und man
stellte ihn
in eine Reihe mit Malern wie Franz von Lenbach,
Arnold Böcklin oder Anselm Feuerbach. Mit den
,, Gänserupferinnen``
war ein weiteres Hauptwerk seiner Frühzeit in der
Ausstellung.
In den beiden folgenden Räumen hingen Maler der jüngeren Zeit mit
zumeist nur einem, seltener zwei oder drei Werken. Darunter waren Albert Anker,
Karl Biedermann,
Wilhelm Diez, Hugo von
Habermann, Gabriel
von Max oder Wilhelm Steinhausen. Es folgten nun
im Raum 41 die Maler der
Pilotyschule Franz von Lenbach mit 23 Bildern oder
Franz von Defregger
mit fünf Gemälden. Von Lenbach zeigte man vor allem durch Bildnisse. Hinzu kam
der ,, Vestatempel in Rom`` von 1858. Aus der Sammlung der Nationalgalerie Berlin
stammte Defreggers Werk ,, Almlandschaft``
von 1860. In Raum 42 ging man
zum Leibl-Kreis über, der sich bis Raum 45 fortsetzte.
Karl Schuch mit seinen Stilleben ,, Kasserole und Wildente``
und ,,
Hummer und Zinngeschirr``
war ebenso vertreten wie Theodor Alt
oder Rudolf Hirth du Frênes .
Diesem den Leibl-Kreis einleitenden Raum folgten zwei
weitere nur das Schaffen Wilhelm Leibls ausstellende Räume
(43 und 44).
Es waren fast alle seiner bedeutenden Werke ausgestellt. Weder fehlten
,, Die Dorfpolitiker``
noch seine ,, Drei Frauen in der Kirche``
von 1878-82. Mit Raum 45 schloß man den Leibl-Umkreis
im engeren Sinne mit Victor Müller und 33 Gemälden
Wilhelm Trübners ab.
Zu nennen wären hier ,, Auf dem Kanapee``
von 1872 und das
,, Klostergebäude auf der Herreninsel im Chiemsee``
von 1874, die
sich beide heute in der Nationalgalerie Berlin befinden.
Raum 46 zeigte die Werke Hans Thomas .
Woldemar von Seidlitz beschreibt die Bedeutung Thomas mit den Worten:
,, Die hier vereinigten Erzeugnisse aus den Anfängen seiner Wirksamkeit
sind aber von bleibender Bedeutung als Proben der Richtung, in welcher sich
damals die Kunst in Deutschland bewegte. Sie zeigen ihn namentlich auf dem
Gebiete der Landschaft auf der vollen Höhe seines Könnens, das die Poesie
der weiten in Sonnenduft getauchten Flächen des Mittelgebirges mit
treuer Hingabe zu erfassen verstand`` .
Mit 31 Kostproben seines Könnens, zum Beispiel
,, Der Sonntagsmorgen``
oder an der Wand gegenüber dem Fenster ,, Mutter und Schwester``
war
auch er gut vertreten.
Der Rundgang im Erdgeschoß und damit in der Nationalgalerie endete mit
Raum 47 und dem hier mit 45 Werken gezeigten
Arnold Böcklin.
Wie bereits erwähnt, hatte es um Böcklin 1905 eine heftige Diskussion in
Zusammenhang mit dem in diesem Jahr erschienenen Buch Meier-Graefes
,, Der Fall Böcklin`` gegeben.
In seinem einleitenden Text zur
Ausstellung im ersten Band des großen Kataloges hält sich
Hugo von Tschudi
mit der Beurteilung und Bewertung seiner Kunst stark zurück. Es bestand
jedoch höchstwahrscheinlich nie die Frage, ob Böcklin ausgestellt werden sollte oder nicht. Seine
Bedeutung für die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts war auch für
die Veranstalter unbestritten und stand nicht zur Disposition.
Ähnlich wie bei von Schwind und von Marées mußte man auch bei Böcklin
in der Auswahl der
Bildern zurückstecken, da die speziell für das
Frühwerk so wichtigen Sammlungen wie die Schack-Galerie und die Kunstsammlung
Basel keine Kunstwerke herleihen wollten. Dadurch empfand man auch dessen
Präsentation als nicht erschöpfend.
Dennoch waren wichtige Werke wie sein
,, Selbstbildnis mit Tod``
von 1872 zu sehen.