next up previous index
Next: Der Aufbau und Up: Die Konzeption und Previous: Die Vorbereitungen der

Die Werbung

Die Größe der Ausstellung und die ihr von ihren Veranstaltern beigemessene Bedeutung führte zu einer umfangreichen Werbung. Dies schlug sich in der Presse als Ankündigungen, in den Katalogen als Hinweise auf den entstehenden Prachtkatalog oder in der Einbeziehung der öffentlichen Verkehrsmittel oder Gebäude durch das Aufhängen von Plakaten nieder. Trotz des relativ beschränkten Bugdets wurde versucht, die Werbung in starkem Maße für die Bekanntmachung der Veranstaltung zu nutzen. Dabei war man örtlich nicht auf Berlin beschränkt. So wurde beispielsweise die Badische Staatseisenbahn damit beauftragt, Plakate zur Jahrhundertausstellung in den Zügen auszuhängen. Auch in München und Düsseldorf wurde auf die Ausstellung durch Plakate hingewiesen.gif

Für den Entwurf des Plakats zog man  Peter Behrens heran, der auch für die Innenraumgestaltung in der Nationalgalerie und der Gestaltung des kleinen Katalogs wie auch des Prachtkatalogs die Entwürfe lieferte. Das Plakat zeigt einen relativ schlichten Aufbau und wurde in verschiedenen Farbvariationen hergestellt. Bekannt sind schwarz-grün und blau-altrosa. Bis zur Mitte sieht man eine stilisierte Abbildung der Eingangsfront der Nationalgalerie. Darunter ist der Titel der Ausstellung ,, Deutsche Jahrhundertausstellung Berlin 1906`` gesetzt. Am unteren Rand ist der Ort, ,, National-Galerie`` und die Dauer der Ausstellung `` Januar bis Mai`` angegeben. Bemerkenswert ist, daß auf dem Plakat keinerlei Öffnungszeiten bezeichnet sind. Die Plakate wurden durch die Kunstdruckerei L.Schwaan in Düsseldorf gedruckt.gif Das in der Abbildung gezeigte Plakat ist die erste, vor der Verlängerung der Ausstellung hergestellte Version. Als die Entscheidung über die Verlängerung gefallen war, sah man sich gezwungen nochmals Plakate zu drucken, die diesmal den Aufdruck ,, Schluss Ende Juni`` hatten. Der schon erwähnte Geldmangel führte zu Kompromissen bei der herzustellenden Anzahl der Plakate.

Die Reste der ersten Plakate, die noch vor der Verlängerung der Jahrhundertausstellung gedruckt worden waren, sollten für die Bekanntmachung der Verlängerung benutzt werden. ,, Auf Ihren Brief von gestern teilen wir Ihnen ergebenst mit, dass wir beabsichtigen, die noch dort lagernden Affichen für Münchner und Berliner Plakate zu verwenden. Die letzte Zeile , Januar bis Mai` müsste aber mit einem Zettel , Schluss Ende Juni` überklebt werden. Auch mit den noch dorthabenden kartonierten Plakaten bitten wir in dieser Weise zu verfahren und uns einige Exemplare zur Ansicht einzusenden.``gif Die bereits gedruckten Plakate reichten nicht aus, alle Aushänge zu erneuern. Deshalb sollten außerdem neue Plakate gedruckt werden. Die Änderung in der Gestaltung sollte durch die Druckerei durchgeführt werden, da es nach Meinung der Ausstellungsleitung und sicher auch aus finanziellen Gründen nicht nötig war, ,, deshalb Herrn Professor Behrens zu derangieren`` .gif Die Kunstdruckerei Schwaan machte daraufhin das Angebot die vorhandenen 5000 Plakate für 170 Mark zu überkleben und weitere 2000 Plakate mit den gewünschten Änderungen für 440 Mark herzustellen.gif Da man offensichtlich mit den Farben der ersten Version nicht ganz zufrieden war, wies man darauf hin ,, bei dem Neudurck darauf zu achten, dass das Blau herauskommt. Bei den Affichen auf den Berliner Säulen ist diese Farbe so matt, dass das Plakat verfehlt wirkt`` .gif

Mit der Aushängung der Plakate wurden spezielle Firmen beauftragt. Zu nennen wären hier unter anderen Strauss & Co (8000 Plakate), Nauck & Hartmann (12000 Plakate), die Hotel-Säulen-Gesellschaft oder die Charlottenburger Straßenbahn-Reklame aus Berlin.gif In München wurden die Vereinigten Münchner Plakat-Institute Hartl & Pierling verpflichtet. Es wurde darauf geachtet, daß die Plakate gut gehängt waren und war nur dann bereit etwas höhere Preise zu zahlen. So hat sich ein Brief der Firma Hartl & Pierling erhalten, in welchem ein Preis von 30 Pfennig pro Stück berechnet werden sollte. Man erklärte sich damit einverstanden und war bereit ,, diesen [Preis] zu zahlen, wenn die Plakate ausnahmslos an guter Stelle untergebracht werden`` .gif Ein vorheriger Versuch, die Münchner Speditionsfirma H.Herlitz damit zu beauftragen schlug fehl, ,, da das Recht Plakate in Hotels, Restaurationen oder ähnliches [auszuhängen] bei der Firma Hartl & Pierling in München liegt`` .gif

Um sicherzugehen, daß die Plakate ordentlich und gut gehängt waren, beauftragte man in Berlin zusätzlich eine Firma Lewin & Sochaczewskigif mit der Überwachung. Dies war scheinbar nötig, denn die Hängung war nicht immer zur Zufriedenheit der Veranstalter der Jahrhundertausstellung. Beispielsweise wurde die Hotel-Säulen-Gesellschaft angemahnt: ,, Wie unsere Kontrolleure nach viermaliger Kontrolle mitteilen, ist unser Plakat beim Hotel Continental so schlecht angebracht, dass es fast gar nicht zu finden ist. Es liegt uns daran, dass unser Plakat auch an dieser Säule so angeschlagen ist, dass es jedermann leicht sichtbar ist`` .gif

Ein weiteres Feld der Werbung waren die Announcen in den Zeitungen und Zeitschriften. Um auch hier Geld zu sparen wurde an die Herausgeber appelliert, den nationalen Zweck und die Bedeutung des Unternehmens für die deutsche Kunst zu berücksichtigen. In einem Brief an Rudolf Mosse, dem Besitzer des bekannten Verlags Rudolf Mosse und Herausgeber mehrerer Zeitungen (Berliner Tageblatt, Berliner Morgen-Zeitung und Berliner Volks-Zeitung) wurden die Intentionen, die mit dieser Werbung einhergingen, dargelegt: ,, Es liegt uns daran, die Ausstellung in Berliner Kreisen möglichst zu propagieren und wir möchten zu diesem Zweck gern einige Announcen in den Hauptblättern erscheinen lassen. Leider ist unser Bugdet ungemein beschränkt. Die sehr hohen Kosten wurden durch freiwillige Spenden aufgebracht. Der Ertrag ist für einen wohltätigen Zweck künstlerischen Charakters bestimmt. Dürfen wir unter diesen Umständen in Anbetracht des nationalen Zwecks unserer Veranstaltung Ihnen nahelegen, uns einen besonderen Satz für die Announcen zu bewilligen, jenseits der geschäftlichen Skala`` ?gif Der bereits reduzierte Preis lag mit 56,70 Mark pro Announce noch immer über dem, was man sich zu leisten in der Lage sah. Auch ein nochmaliger Hinweis auf den nationalen Zweck konnte keine weitere Reduktion des Preises bewirken. Erfolgreicher war eine Anfrage an die Vossische Zeitung. Diese schrieb an die Jahrhundertausstellung als Antwort auf das Anschreiben: ,, Wir sind in Folge Ihrer Zuschrift bereit, die Aufnahme der ... Anzeigen von 52 Mark auf 31,20 Mark für jedes Erscheinen zu ermäßigen`` .gif Bemerkenswert ist, daß in den Announcen reduzierte Eintrittspreise zur Ausstellung offeriert wurden. Dies fand starken Zuspruch. Zahlreiche Briefe von Institutionen oder Privatpersonen gingen ein, die eine Anfrage auf Anspruch der Ermäßigung enthielten. Diese Ermäßigungen wurden nicht nach Mitgliedschaft in Vereinen, sondern nach sozialem und beruflichem Gefüge erteilt. So erhielt der Bund deutscher Illustratoren oder die Akademie Fehr (Unterrichtsanstalt für bildende Künste) die Ermäßigung. Studenten der bildenden Künste erhielten ebenfalls diese Vergünstigung.gif Natürlich lag es im Interesse der Organisatoren der Jahrhundertausstellung die von ihnen vorgenommene Neubewertung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts auch in die auf dem Gebiet der Bildenden Kunst tätigen Lehranstalten zu tragen, um eine möglichst breite und nachhaltige Wirkung zu erzielen. Deshalb war es ihnen wahrscheinlich so wichtig, durch reduzierte Eintrittspreise speziell diesen Kreis der potentiellen Besucher im besonderen Maße anzusprechen.



next up previous index
Next: Der Aufbau und Up: Die Konzeption und Previous: Die Vorbereitungen der



Christian Guenther
Fri Aug 22 13:11:17 MET DST 1997