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Schloß Königswart

Geschichte des Anwesens Königswart bis 1839

Die Geschichte des Schlosses Königswart reicht bis Ende des
13.Jahrhunderts zurück. Dort ließ sich ein Zweig der Herren von Hertenberg nieder, der sich den Zusatznamen ,, von Königswarth`` gab. Die erste Erwähnung in Zusammenhang mit konkreten Personen stammt aus dem Jahre 1317, in welcher Engelhart und Albrecht de Kunigswart erwähnt werden. Beide hier erwähnten verließen im Gefolge des Ludwig von Bayern die Feste und zogen in den Krieg gegen Karl IV. Im Sommer 1347 wird die Burg durch die böhmischen Streitmächte zerstört. Engelhart erwarb Königswart von Karl IV als Lehen wieder und und erkannte damit dieses als böhmisches Kronlehen an. Bis 1448 wechselte das Gut dann mehrmals den Besitzer. In diesem Jahr wurde Königswart das Marktrecht grundherrlich verliehen, was zur Folge hatte, das dieser Ort in seiner Bedeutung als Handelsplatz stieg. Ein weiteres Recht, welches erteilt wurde, war das Braurecht.

Die Familie Metternich-Winneburg kam im Jahre 1622 in den Besitz des Lehen Königswart. Sie erhielten es als Pfand, als sie siegreich aus der Schlacht am Weißen Berg hervorgingen. Dieses Lehen teilten sich damit 5 Brüder, die alle zu diesem Familienzweig gehörten. Mitte des 17.Jahrhunderts wurde Königswart dann alleiniger Besitz von Phillipp Emmerich von Metternich. Seit diesem Zeitpunkt war Königswart Sitz der Familie Metternich.

Den ersten eindeutigen Hinweis über das Aussehen des Anwesens stammt aus dem Schätzungsinventar der Herrschaft Königswart von 1624, welches an der Stelle des heutigen Schlosses ,, in zimblicher spolirung und verwüstung des ganzen hauswesens ein Herrenhaus``gif erwähnt. Die Grundmauern dieses Herrenhauses konnte man 1842 beim Bau einer Wasserleitung für das Schloß erneut nachweisen. 1690 wurde dieses Haus abgetragen, um einem Schloßneubau zu weichen, welcher von Graf Phillipp Emmerich von Metternich in Auftrag gegeben wurde. Von diesem Bau existieren eine Planskizze und zwei Ansichten.

Es war ein barocker einstöckiger Bau, der durch zwei giebelgekrönte Risalitbauten seitwärts und einem dreistöckigem Mittelrisalit mit Blendpfeilern und einem großen Torbogen gegliedert war. Daran schlossen sich im rechten Winkel zwei Flügel an, rückseitig ein Torhaus und Wirtschaftsgebäude. Im längeren Flügel, der einen Zwiebelturm besaß, war die Schloßkapelle untergebracht, die in der Ursprungsform nicht mehr existiert. Ein großer Umbau des gesamten Schlosses, der sowohl innen, als auch außen zu großen Veränderungen führte, wurde zwischen 1833 und 1839 durch den Staatskanzler Metternich vorgenommen, der in Zusammenarbeit mit dem Architekten Peter von Nobilegifgeschah.

Beschreibung des Schlosses Königswart

Metternich kam das erste Mal etwa 1786 mit Königswart in Berührung. In einem Brief an seine Frau vom 13.September 1835 schrieb er: ,, Bedauerlicherweise habe ich Königswart verlassen, es ist wirklich ein angenehmer Ort, den ich gleichzeitig mit dem Gefühl eines Sohnes wie ein Vater liebe. Vor 49 Jahren bin ich das erste Mal dorthin gekommen``.gif Etwa 1794 ist er dann von seinem Vater beauftragt worden, das Anwesen, zu welchem nicht nur das Schloß gehörte und die Verwaltung, welche sich damals in einem recht desolatem Zustand befunden haben muß, einer Umgestaltung und Verbesserung zu unterziehen. In dem oben genannten Brief wird ein Hinweis auf diese Sache gegeben. ,, Acht Jahre später hat mich mein Vater geschickt, um Ordnung in die Verwaltung von Königswart zu bringen. Also habe ich angefangen, die ersten Pflanzungen in Maiberg und Schönbusch zu veranlassen.``gif\

Schloß Königswart liegt eingebettet in einen Landschaftsgarten, der bereits 1785 vom Wiener Gartenarchitekten Biba begonnen wurde und erst mit Abschluß der Umbauten am Schloß vollendet war. Dieser Garten wurde maßgeblich von Metternich in seinem Aussehen beeinflußt. Auf dem Gelände des Gartens befanden sich neben dem Hauptbau Nebenbauten, die teilweise wirtschaftlichen Zwecken dienten. So kann man unter anderem eine Bierbrauerei, eine Schmiede und eine Gärtnerei finden. Außerdem befanden sich auf dem Gelände eine Dianenstatue eine Obelisk und ein Teehaus. Die Dianenstatue bestand aus Gußeisen und wurde in den Metternichschen Gießereien in Plazy hergestellt. Plazy befand sich unweit von Königswart und war ein 1144 von Wladislaw II gegründetes Zisterzienserkloster. Es wurde nach Um- und Neubauten im 17. und 18.Jahrhundert 1825 Eigentum von Metternich, der daran wiederum einige Umbauten vornahm und eine Eisengießerei einrichten ließ. Neben der Dianenstatue befand sich an der Starße von Schloß Königswart nach Stadt Königswart eine Sandsteinstatue des Johannnes von Nepomuk aus dem Jahre 1705. Nicht eingezeichnet ist eine 1848 auf den Markt von Königswart umgesetzte Sandsteinstatue des Heiligen Laurentius, die 1709 vom gleichen Meister geschaffen wurde. Beide Plastiken wurden von Maria Anna, Reichgräfin Metternich-Winenburg von Peilstein gestiftet.gif Die Plastik des Johannes von Nepomuk steht auf einem quadratischen Sockel (1,65 Meter) und hat die Höhe von 1,85 Meter. Die Plastik des Heiligen Laurentius steht auf einem runden Sockel, der 1,4 Meter mißt. Die Statue selbst ebenfalls 1,85 Meter hoch.

Sieht man den Aufwand, welcher für den im Gartengelände stehenden Obelisken getrieben wurde, der vor allem eine private Denkmalsstätte war und auch von Metternich selbst finanziert wurde, so kommt diesem unter den aufgestellten Statuen und Gebäuden eine große Bedeutung bei. Dieser wurde von Metternich als Denkmal für Kaiser Franz und Ferdinand I 1838gif errichtet. Der in Quadern ausgeführte Obelisk steht auf einem dreiteiligen Sockelbau. Auf den Seitenwangen sind zwei in hohem Relief ausgeführte Löwen zu sehen, die gleichfalls in Maria-Zell hergestellt wurden. Gekrönt wird der Obelisk von einem vergoldetem Adler. In den Mittelteilen des Sockels sind auf beiden Seiten Bronzetafeln angebracht, wo einmal die Stifter und einmal die Wahlsprüche der beiden Fürsten genannt werden.gif Die Inschriften ließ Metternich von dem in seinen Augen besten Schriftenmeißler seiner Zeit anfertigen (Labus aus Brest). Die endgültige Fertigstellung des Obelisken kann wohl erst auf das späte Ende von 1838 oder eventuell erst auf 1839 festgesetzt werden, denn noch am 25. Juli 1838 schreibt Metternich an seine Frau: ,, Das Monument des Kaisers Franz ist fertiggestellt, bis auf die zwei Löwen des unteren Reliefs, die bald von Maria-Zell kommen werden.gif

Betrachtet man andere Schloßbauten in dieser Zeit, so ist es doch ungewöhnlich, daß Metternich den spätklassizistischen Empire-Stil wählte. Eine plausible Erklärung, die jedoch einer genaueren Überprüfung bedürfte, wird durch Christoph Thienen-Adlerflycht geliefert: ,, In England stellt die Neogotik einen politischen Stil dar, den die Whigs seit der Mitte des 18.Jahrhunderts gegen die klassizistische Baukunst der Tories , mit ebendenselben Argumenten verfochten, die sie auch in ihrem Kampf um die Erweiterung der parlamentarischen Freiheit ins Treffen führten```.gif\ Dieses findet sein Äquivalent in einem Konflikt, der sich in Östereich zwischen den führenden Adelskreisen und dem in diesen Jahren schon sehr konservativen Metternich abspielt. Die Frage, ob die politische Bedeutung von Architektur auch in so direktem Zusammenhang mit der Wahl des Stiles beim Umbau des Schlosses Königswart gesehen werden kann, ist nicht so eindeutig zu beantworten, denn eindeutige Hinweise darauf fehlen. Man kann jedoch davon ausgehen, daß Metternich diesen Stil, der sich bereits durchgesetzt hatte, wählte, weil er zumindestens mehr auf die traditionellen Werte, denn auf neuere architektonische Ausdrucksmittel, die zumeist mit einem Hauch von Erneuerungswillen verbunden sind, Wert legte. Ob zusätzlich ein politischer Aspekt eine Rolle spielte wäre zu untersuchen, ist aber nicht völlig auszuschließen.

Die in vielen Werken gemachten Angaben, nach welchen Nobile den Ausbau von 1835 bis 1839 betrieben hat, dürften nicht ganz korrekt sein. Es ist richtig, daß die wesentlichen Änderungen unter seiner Aufsicht geschahen, aber es gab bereits erste Veränderungen im Jahre 1820, die von Metternich durchgeführt worden waren. Wie diese Veränderungen im Einzelnen ausgesehen haben, kann hier nicht genau beschrieben werden, denn es existiert nur ein Brief in welchem Metternich eine Aussage darüber gibt. Nachdem er vor 1820 mit seinen Eltern mehrere Male in Königswart gewesen war, nahm er die Wiederherstellung des Hauptgebäudes in Angriff; ,, Schließlich habe ich im Jahre 1820 das große Gebäude in Angriff genommen``gif. In dem gleichen Brief erwähnt er außerdem, daß neben Nobile noch der Architekt Riedl zu den Baumaßnahmen hinzugezogen wurde. Der Schloßbau selbst besteht aus einer dreiflügligen Anlage. Nobile verlängerte die Seitenflügel, um so eine nahezu quadratische Anlage zu erhalten. Das gesamte Gebäude ist zweistöckig, bis auf die vier Ecktürme, die dreistöckiig sind und hat ein Satteldach. Die Ecktürme und die Kampanile, unter der sich die Schloßkapelle befindet, haben ein Pyramidendach. Die Außenfassade wurde völlig abgeschlagen und durch eine klassizistische Fassade ersetzt. Horizontal gliedert sich der Hauptflügel durch ein Gesims zwischen der ersten und der zweiten Etage. Dieses Gesims wird an den Seitenflügeln und im Innenhof nicht fortgeführt, sondern durch ein weniger erhabenes ersetzt, welches auf Höhe der Fensterbänke umgeführt wird. Die untere Etage und die Ecktürme sind mit streigenförmigen Verputz beworfen. Die obere Etage ist glatt verputzt. Nur die Fenster der Ecktürme in der 1. und 2.Etage und die oberen Fenster des Hauptflügels besitzen Fensterverdachungen. Die Fensterverdachungen der Ersten Etage bestehen aus einem Architrav, der auf zwei Konsolen gelagert ist. Die Fenster der Ecktürme unterscheiden sich von Etage zu Etage. Alle drei Etagen haben die gleiche Grundform, die sich aus drei zweiflügligen Festern zusammensetzt. Zwischen den Fenstern befinden sich in der ersten Etage einfache Pilaster ohne Schmuckform. Die zweite Etage hebt sich durch Pilaster mit korinthischen Kapitellen heraus. Die dritte Etage hat Halbbogenfenster die ebenfalls durcch Pilaster mit korinthischen Kapitellen getrennt werden, jedoch nicht eine solche Höhe besitzen, wie die darunterliegenden. Vorder- und rückseitig des Hauptflügels befinden sich zwei Eingänge, die sich als Vorbau darstellen und auf dem Dach als Balkon gestaltet sind. ,, In diesem Gewande lehnt sich der Umbau des Schlosses mit dem U-förmigen Grundriß seiner erweiterten Anlage an palldeske Vorbilder der oberitalienischen Villenarchitektur an.``gif

Die Umbauten im Inneren des Hauses waren umfangreich. Die Schloßkapelle, ursprünglich aus dem 17.Jahrhundert wurde 1832 vollkommen abgetragen und ebenfalls nach Plänen von Nobile völlig neu errichtet. Das Zwiebeltürmchen wurde durch die bereits genannte Kampanile ersetzt. Die Kapelle selbst ist 14 Meter lang, 6,8 Meter breit und durch beide Stockwerke durchgeführt. Die Einrichtung der ehemaligen Kapelle wurde an umliegende Kirchen verschenkt. Die Fensterordnung der Kapelle entspricht der Außenfassade. Innen ist sie mit Blendpfeilerpaaren, Architrav und Fries mit Kransgesims ausgestattet. Die Pfeiler haben toskanische Kapitelle. Fast die gesamte Inneneinrichtung der Kapelle ist nach Entwürfen von Nobile. Hervorzuheben ist das Altarbild, welches die Vision des Heiligen Antonius darstellt. Es ist ein Bild der Malerin Amalia Peterova aus dem Jahr 1832. Die Raumordnung des Mittelbaus wird durch die Toreinfahrt bestimmt. Im ersten Stock befindet sich entsprechend ein großer Saal. Hofseitig links davon ist der Speisesaal angeordnet unter dem sich Wohnräume erstrecken. Diese Wohnräume setzen sich im rechten Flügel fort. Die Gesellschaftsräume waren mit Barock- und Empiremobiliar bestückt.

Der oben bereits erwähnte linke Flügel beherbergt neben der Kapelle den Museumstrakt mit der Bibliothek und ein Oratorium. Die Idee zu dem Museum stammte aus dem Jahre 1828. Es sollte zur Archivierung der Kunstgegenstände und Erinnerungen aus seinem Leben dienen und trug damit repräsentativen Charakter. In diesem Museum waren Gegenstände aus den verschiedensten Gebieten vorhanden. Meist kamen sie als Geschenk durch Repräsentanten anderer Staaten in seinen Besitz. Das wohl bedeutendste Stück war die Horus-Säule, die 1828 als Geschenk von Mehemed Ali aus Alexandrien an Fürst Metternich ging. Namentlich in der Literatur erwähnte Stücke sind eine Sitzfigur des Fürsten von Metternich aus dem Jahre 1857 und eine Statuette Franz Joseph I von C.Cauer. Weiterhin befanden sich in der Gemäldesammlung zahlreiche Familienbildnisse aus dem 18. und 19.Jahrhundert, darunter Porträts Melanie Metternich-Zichy und Erzherzog Franz Josef darstellend (von Moritz Michael Daffinger), ein Gemälde von Philips Wouwermann (Reiher an der Flußtränke) und Kopien nach Meisterwerken, wie Simson und Dalila nach Rubensgif. Der Gemäldesammlung muß bis zu ihrer Wiederaufhängung in Königswart in den Familienkreisen keinen besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden sein, denn wie den Briefen Metternichs zu entnehmen ist, haben erst die Umbauten in Königswart und die damit verbundene Sichtung und Bewertung der Innenreinrichtung dazu geführt, daß man sich der Gemäldesammlung genauer annahm. ,, Alle Gemälde sind an den Wänden aufgehangen. Die Galerie mit den Familienbildern ist wiederhergestellt... In der genauen Durchsicht, die wir mit Tatistscheff gemacht haben, habe ich mehrere mit gewissem Wert entdeckt; ich habe sie nach Wien geschickt. Es ist u.a. ein Porträt der Kaiserin Eleonore de Gonzague, Gattin Ferdinands I.; es ist ein schönes Gemälde und dessen Meister hat Tatistscheff sofort erraten. Diese Gemälde haben es nötig restauriert zu werden, vor allem die der Familie.``gif Die Bibliothek erreichte zu Lebzeiten Metternichs den Umfang von 37000 Bänden und geht auf seine Gründung zurück.

Schloß Königswart diente Metternich nicht nur als Rückzugspunkt. In den Jahren seiner politischen Tätigkeit nutzte er ihn sehr oft für diese Zwecke. So war zum Beispiel Kaiser Ferdinand 1835 im Schloß. Durch den auch sehr privaten Charakter der Anlage schuf er eine für seine öffentlichen und privaten Bedürfnisse eine adäquate Umgebung.


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Christian Guenther
Sonntag, 19. November 1995, 14:28 Uhr MEZ