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Die Sophistik

Mitte des 5.Jahrhunderts tritt die Philosphie, welche bis zu diesem Zeitpunkt in Schulen betrieben wurde, aus diesen heraus und findet Eingang in einem breiteren Kreis. Die bisherigen Zentren wie Milet, Abdera oder Samos werden durch Athen verdrängt, das bereits ,, an politischer Macht, Reichtum und Bildung... an erster Stelle stand``.gif Dieser Aufschwung an weltlicher Macht hatte im Gefolge, daß das Interesse an Wissen und Bildung in großem Maße stieg. George Briscoe Kerferd sieht vor allem zwei Ursachen für das Auftreten der Sophisten und die Herausbildung Athens als geistiges Zentrum.,, Zuerst, die sozialen und politischen Umstände, die ein Bedürfnis für die Sophisten schufen, und zweitens, der direkte Einfluß von einzelnen Persönlichkeiten, namentlich Pericles``.gif Bildung und Redegewandtheit wurden zu einem immer größeren Faktor für die politische und auch die persönliche Anerkennung. Die Sophisten kamen diesem Bedürfnis entgegen. Sie waren die Lehrer für die ,, Formung des Menschen im Hinblick auf ein neues Leitbild der politischen Areté, der gesellschaftlichen Tüchtigkeit.``gif

Der Terminus bezeichnete ursprünglich nur einen Mann, der sich entweder auf einem theoretischen oder auch auf einem praktischen Gebiet durch Können oder Wissen auszeichnete. Herodot bezeichnete beispielsweise Solon oder Pythagoras als Sophisten. Durch die bereits oben beschriebene gesellschaftliche Entwicklung trat eine Sinnänderung des Begriffes ein, da sich die Männer, die dieser Veränderung Rechnung trugen und theoretischen Unterricht in Redegewandtheit und politischer Tätigkeit erteilten, ebenfalls als Sophisten bezeichneten. Ein weiteres qualitatives Merkmal welches hinzutrat, war das Faktum, daß diese für ihren Unterricht Geld erhielten. Damit war es, wenn man voraussetzt, daß es genug Geld im Hause gab, jedem möglich sich sowohl politisch als auch gesellschaftlich zu bilden und damit die Voraussetzungen zu erlangen, eine aktive Rolle im politischen Leben zu spielen.

Die Sophistik stellt im Gegensatz zu den vorhergegangenen Philosophien den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Während man sich vor den Sophisten bemühte, kosmologischen, sprich allumfassende Theorien aufzustellen, werden mit den Sophisten die individuellen oder subjektiven Wahrnehmungsprozesse in den Erkenntnisprozeß einbezogen. Damit steht sie zwischen der ersten und der zweiten Phase der griechischen Philosophiegeschichte. ,, Sieht man in der Sophistik vornehmlich Kritik und Auflösung der kosmologischen Philosophie, so muß man sie der ersten Periode zurechnen; berücksichtigt man bei ihr aber besonders die Reflexion über gewisse Seiten des subjektiven Lebens, so gehört sie bereits der zweiten Periode an. ``gif


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Christian Guenther
Sonntag, 19. November 1995, 14:33 Uhr MEZ