Diese Ausstellung hat mehr geboten als nur eine Vorführung von Kunstwerken: sie hat zu einer Revision des uns überkommenen Geschichtsurteils über die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts Veranlassung gegeben.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der ,, Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775-1875`` , die auch unter dem Namen ,, Jahrhundertausstellung``\ bekannt ist. Diese Ausstellung fand 1906 unter der Leitung von Hugo von Tschudi, Alfred Lichtwark, Franz von Reber und Woldemar von Seidlitz in den Räumen der Nationalgalerie und des Neuen Museums in Berlin statt.
Obwohl die Jahrhundertausstellung eine Neubewertung der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts einleitete und nachhaltigen Einfluß auf die Kunstgeschichtsschreibung zu dieser Epoche ausübte, ist bisher zu diesem Thema keine Monographie erschienen. Die Ausstellung fand jedoch in Überblicksdarstellungen zur deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts und in Monographien zu einzelnen Künstlern immer wieder in verschiedenem Umfang eine Erwähnung oder Besprechung. Die neuesten Arbeiten dazu sind 1993 von Barbara Paul und 1996 von Angelika Wesenberg erschienen. Beides sind Arbeiten, die sich mit Hugo von Tschudi befassen und in diesem Zusammenhang umfangreicher auf die Jahrhundertausstellung eingehen. Grundlage der Magisterarbeit waren deshalb vor allem die Akten zur Jahrhundertausstellung im Archiv der Nationalgalerie, die Akten zur Großen Berliner Kunstausstellung und der Nachlaß des im Preußischen Kultusministerium für die Abteilung Bildende Kunst und Museen zuständige Friedrich Schmidt-Ott. Wesentliche Hinweise zum Verlauf der Vorbereitungen fanden sich auch in den Briefen Alfred Lichtwarks.
Die Rezeptionsgeschichte basiert vor allem auf zeitgenössische Zeitschriftenartikel und dem Vergleich von Überblicksdarstellungen zur deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts, die vor und nach der Jahrhundertausstellung erschienen sind. Beispielhaft können die Artikel von Ferdinand Laban, Willy Pator oder Emil Heilbut und die Überblicksdarstellungen zur deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts von Richard Hamann, Hermann Beenken oder Hermann Becker genannt werden. Für die Frage der Ankäufe aus der Jahrhundertausstellung sind Bestandskataloge verschiedener Museen, Ausstellungskataloge und die Akten zur Jahrhundertausstellung im Archiv der Nationalgalerie herangezogen worden. Hinweise zum Verbleib von Kunstwerken, die auf der Jahrhundertausstellung zu sehen waren, fanden sich auch in zahlreichen Schriften zu einzelnen Künstlern.
Im ersten Abschnitt der Arbeit werden die mit der Ausstellung verbundenen Wirkungsabsichten der Veranstalter und der Verlauf der Vorbereitungen dargestellt. Neben dem aus den Akten rekonstruierten Verlauf sind die Rolle von Julius Meier-Graefe in diesem Unternehmen und die Schwierigkeiten mit Bayern bei den Vorbereitungen als zusätzliche Schwerpunkte gesetzt. Der zweite Abschnitt versucht die Umsetzung dieser Vorstellungen anhand des Aufbaus der Ausstellung zu verdeutlichen. Dazu konnten der kleine zweibändige Ausstellungskatalog\ und der Führer von Woldemar von Seidlitz verwendet werden. Besonders der Ausstellungsführer Seidlitzs diente zur genauen Ortsbestimmung der Kunstwerke, da er diese teilweise sehr genau angibt. Der dritte Abschnitt geht schließlich auf die erreichte Wirkung anhand einer Analyse der Rezeption dieser Ausstellung ein. Die Schwerpunkte sind die zeitgenössischen Bewertungen in der Presse, eine Untersuchung der Ankaufspolitik der Museen und Privatsammler anhand ausgewählter Beispiele und eine Beschreibung der für die Rezeptionsgeschichte wichtigen Kataloge und Führer, die zur Jahrhundertausstellung erschienen.
Diese Magisterarbeit soll ein Überblick über das gesamte Unternehmen geben und ein Einblick in die Wirkung der Ausstellung in der folgenden Zeit ermöglicht werden.