Wer oder was war Laokoon?
Laokoon,
in der griech. Sage trojan. Priester des Apollon,
warnte die Trojaner davor, das hölzerne Pferd in die Stadt
zu ziehen, und schleuderte seine Lanze dagegen. Daraufhin
wurde er mit seinen beiden Söhnen von zwei Schlangen
umwunden und getötet. Die Trojaner sahen darin ein
göttl. Zeichen, schenkten der Warnung L.s keinen Glauben
und zogen das Pferd zu ihrem eigenen Verderben in
die Stadt. - Dargestellt ist der Todeskampf L.s und seiner
beiden Söhne in einer berühmten freiplast. Gruppe (Rom,
Vatikan; gefunden 1506). Sie ist mit dem von Plinius d. Ä.
erwähnten Werk der rhod. Künstler Hagesandros, Polydoros,
Athanadoros identifiziert und ins 1. Jh. v. u. Z.
datiert worden. Das Werk, bei dem es sich um eine röm.
Kopie handelt, hat seit seinem Auftauchen epochemachend
auf die bildende Kunst des Klassizismus und die
Gedankenwelt Winckelmanns, Lessings und Goethes eingewirkt.
Mit der Erkenntnis ihres Spätzeitcharakters und
dem Auftauchen klass. und archaischer Originalwerke hat
die L.gruppe viel von ihrem Glanz eingebüßt.
Quelle: Lexikon der Antike; Leipzig 1985, S.313
Laokoon, troischer Priester des Apollon (oder des Poseidon).
Laokoon wurde mit seinen beiden Söhnen unter schrecklichen
Qualen von Schlangen getötet, die ein entzürnter
Gott geschickt hatte. Über die Ursache dieses Götterzorns
gibt es zwei Überlieferungen. Eine (verlorene) Tragödie
von Sophokles sah in Laokoon den Priester des Apollon,
der trotz seiner Priesterwürde geheiratet hatte. Die
Schlangen schickte der beleidigte Apollon. Die bekanntere
Version berichtet Vergil in der Aeneis: Als die Griechen
ihre Abfahrt von Troja vortäuschten und das hölzerne
Pferd am Ufer zurückließen, warnte Laokoon davor,
es in die Stadt zu holen, und schleuderte sogar seine Lanze
dagegen. Da erschienen Schlangen aus dem Meer, umwanden Laokoon
und seine Söhne, töteten sie und verschwanden im
Tempel der Athene. Die Troer sahen darin ein göttliches
Zeichen, daß das Pferd ein Geschenk der Athene sei, und zogen
ihr Verderben selbst in die Stadt.
Der Mythos wurde vor allem in der Neuzeit berühmt durch
die Laokoon-Gruppe, eine Marmorplastik aus dem 1.Jh.v.u.Z., die
im Jahre 1506 in Rom gefunden wurde. Sie zeigt Laokoon und seine beiden
Söhne im Todeskampf mit den Schlangen. Bereits Plinius
beschrieb diese Plastik, die von den Bildhauern Hagesandros,
Athanadoros und Polydoros aus Rhodos geschaffen wurde und die das Bild
der antiken Kunst bis ins 18.Jahrhundert entscheident
beeinflußte. Michelangelo und Bernini sahen in diesem Werk den
Höhepunkt der antiken Kunst. Besondere Bedeutung
gewann die Plastik für die Ästhetik
der deutschen Aufklärung und der Weimarer Klassik.
Für Lessing war sie Anlaß zu seiner Schrift "Laokoon oder
Über die Grenen der Malerei und Poesie" (1766), die
allgemeine Gesetzmäigkeiten der Künste im
Vergleich der Beschreibung der Szene bei Vergil mit dem Kunstwerk
untersucht; Goethe sah in dem Werk die Verkörperung
klassischer ästhetischer Ideale (Über Laokoon, 1798).
Seit der Auffindung bedeutender Plastiken der klassichen
griechischen Kunst wird die Laokoon-Gruppe gemäßigter
beurteilt. Auch beziehen sich die genannten Schriften
auf ein Kunstwerk, das in der Renaissance falsch ergänzt
wurde und erst in der Gegenwart sein (wahrscheinlich)
originales Aussehen wiedererhalten hat.
Quelle: Kleines Lexikon der griechischen und römischen Mythologie,
Bibliographsches Institut Leipzig 1989, 1.Aufl., S.219f.
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